H. Musfeldt (links) mit einem Klystronspezialisten der Firma VALVO in einer Senderanlage von PETRA-I.
Foto DESY, Archiv-Nr. 26763-6, 22.09.1977
NACHRUF
Herr Musfeldt war in der Zeit von 1958
bis 1992 fast 34 Jahre bei DESY beschäftigt. Im August 1958 nahm er seine
Arbeit als Elektromechaniker „für das 6 GeV Beschleunigerprojekt DESY“ auf – derzeit
noch auf Basis eines Privatdienstvertrages mit DESYs Gründervater Prof. Dr. W.
Jentschke - und gehörte somit zum DESY-Urgestein.
Während
der Bauzeit des Synchrotrons von 1958 bis 1964 hat Herr Musfeldt als
technischer Angestellter bei der Entwicklung und beim Bau der
Hochfrequenzanlagen mitgewirkt. Mit der Gründung der Synchrotrongruppe –S1- im
Herbst 1964 wurde er in diese Gruppe übernommen. Der Schwerpunkt seiner
Tätigkeiten lag in den folgenden Jahren neben dem Betrieb im Ausbau der
Senderanlage im Zuge der Energieerhöhung des Synchrotrons von 6,5 auf 7,5 GeV.
Der Bau der PETRA-Sender in den 70er Jahren hatte eine weitere erhebliche
Erweiterung seines Arbeitsgebietes zur Folge.
Mit
der Neuorganisation des M-Bereiches nach Fertigstellung von PETRA im Jahr 1979,
wurde Herr Musfeldt die Verantwortung für die Hochfrequenzgruppe MHS, zuständig
für Betrieb und Ausbau aller HF-Sender bei DESY, übertragen. Herr Musfeldt
setzte immer alles daran, vorgegebene Termine mindestens einzuhalten, möglichst
aber zu unterbieten. Das erreichte er, indem er jede Gelegenheit nutzte, sich von
der Zuarbeit anderer Gruppen unabhängig zu machen. Stattdessen organisierte er möglichst
alles in Eigenregie. Das Gruppenkürzel MHS wurde im M-Bereich daher gerne zu „Macht Heinz Selbst“
umgedeutet.
Neben
MHS gab es unter Leitung von Herrn H. Gerke die Gruppe MHC, die für die
Hohlleiter- und Cavity-Systeme verantwortlich war. Nach dem Tod von Herrn Gerke
übernahm Herr Musfeldt das gesamte, nunmehr unter MHF zusammengefasste
Sachgebiet. Der Bau des DESY-II-HF-Systems, die HF-Anlagen für den
HERA-Elektronenring, mit völlig neuen Leistungsverteilungssystemen und
erheblich verbesserten, neuen Regelungs- und Kontrollsystemen, waren neben der
Modernisierung der DORIS-Anlagen weitere Meilensteine in Herrn Musfeldts Schaffen.
Großen
Verdienst hat Herr Musfeldt am weltweiten Siegeszug der
Hochleistungs-Zirkulatoren zur Entkopplung von Senderanlagen und
Cavity-Systemen an Ringbeschleunigern. Die ersten Versuche dazu wurden 1969 am
Synchrotron in enger Zusammenarbeit mit der Fa. Telefunken (später ANT, heute
AFT) durchgeführt. Das Synchrotron wurde dann 1970 mit dem Prototyp eines
sogenannten 4-Tor-Zirkulators ausgerüstet, der bis heute in Betrieb ist. Auch
DORIS und PETRA – ursprünglich ohne Zirkulatoren geplant, wurden auf Herrn
Musfeldts betreiben mit Zirkulatoren ausgerüstet. Der positive Effekt auf
Strahlstabilität und Betriebssicherheit war überzeugend. Aufgrund seiner engen
Kontakte zum CERN wurde bei den HF-Systemen von LEP von vornherein Zirkulatoren
eingesetzt.
Zeitgleich
zum Bau der HF_Anlagen für den HERA-Elektronenring arbeitete Herr Musfeldt
gemeinsam mit der Firma VALVO an einem Klystronverbesserungsprogramm mit dem
Ziel die Ausgangsleistung, die Effizienz, und die Austauschbarkeit der
Klystrons zu verbessern.
Neben breitangelegten
technischen Kenntnissen waren vor allem auch Herrn Musfeldts organisatorische Talente
und seine Befähigung zur Führung von Mitarbeitern beispielhaft.
1992 ist Herr Musfeldt aus
dem aktiven Arbeitsleben bei DESY ausgeschieden und in den verdienten Ruhestand
gegangen. Er hatte sich noch bis zuletzt sehr für DESY und insbesondere die
Arbeit seiner ehemaligen Gruppe (jetzt MHFe) interessiert und hielt sich per
Internet auf dem Laufenden.
Wir alle bedauern seinen
Tod.
Seinen ehemaligen Kollegen
und Mitarbeitern wird Herr Musfeldt vor allem durch sein stattliches Erscheinungsbild,
seinen Mutterwitz und seine direkte und unkomplizierte Art, in guter Erinnerung
bleiben.
Wir trauern mit seiner Familie und werden ihm ein
ehrendes Andenken bewahren.
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