Freitag, 21. August 2015

Heinz Musfeldt im Alter von 86 Jahren verstorben



Unser ehemaliger Chef
Heinz Musfeldt
ist am 21. August im Alter von 86 Jahren verstorben 


H. Musfeldt (links) mit einem Klystronspezialisten der Firma VALVO in einer Senderanlage von PETRA-I. 
Foto DESY, Archiv-Nr. 26763-6, 22.09.1977

NACHRUF


Herr Musfeldt war in der Zeit von 1958 bis 1992 fast 34 Jahre bei DESY beschäftigt. Im August 1958 nahm er seine Arbeit als Elektromechaniker „für das 6 GeV Beschleunigerprojekt DESY“ auf – derzeit noch auf Basis eines Privatdienstvertrages mit DESYs Gründervater Prof. Dr. W. Jentschke - und gehörte somit zum DESY-Urgestein.

Während der Bauzeit des Synchrotrons von 1958 bis 1964 hat Herr Musfeldt als technischer Angestellter bei der Entwicklung und beim Bau der Hochfrequenzanlagen mitgewirkt. Mit der Gründung der Synchrotrongruppe –S1- im Herbst 1964 wurde er in diese Gruppe übernommen. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeiten lag in den folgenden Jahren neben dem Betrieb im Ausbau der Senderanlage im Zuge der Energieerhöhung des Synchrotrons von 6,5 auf 7,5 GeV. Der Bau der PETRA-Sender in den 70er Jahren hatte eine weitere erhebliche Erweiterung seines Arbeitsgebietes zur Folge.

Mit der Neuorganisation des M-Bereiches nach Fertigstellung von PETRA im Jahr 1979, wurde Herr Musfeldt die Verantwortung für die Hochfrequenzgruppe MHS, zuständig für Betrieb und Ausbau aller HF-Sender bei DESY, übertragen. Herr Musfeldt setzte immer alles daran, vorgegebene Termine mindestens einzuhalten, möglichst aber zu unterbieten. Das erreichte er, indem er jede Gelegenheit nutzte, sich von der Zuarbeit anderer Gruppen unabhängig zu machen. Stattdessen organisierte er möglichst alles in Eigenregie. Das Gruppenkürzel MHS wurde im M-Bereich daher gerne zu „Macht Heinz Selbst“ umgedeutet.

Neben MHS gab es unter Leitung von Herrn H. Gerke die Gruppe MHC, die für die Hohlleiter- und Cavity-Systeme verantwortlich war. Nach dem Tod von Herrn Gerke übernahm Herr Musfeldt das gesamte, nunmehr unter MHF zusammengefasste Sachgebiet. Der Bau des DESY-II-HF-Systems, die HF-Anlagen für den HERA-Elektronenring, mit völlig neuen Leistungsverteilungssystemen und erheblich verbesserten, neuen Regelungs- und Kontrollsystemen, waren neben der Modernisierung der DORIS-Anlagen weitere Meilensteine in Herrn Musfeldts Schaffen.
Großen Verdienst hat Herr Musfeldt am weltweiten Siegeszug der Hochleistungs-Zirkulatoren zur Entkopplung von Senderanlagen und Cavity-Systemen an Ringbeschleunigern. Die ersten Versuche dazu wurden 1969 am Synchrotron in enger Zusammenarbeit mit der Fa. Telefunken (später ANT, heute AFT) durchgeführt. Das Synchrotron wurde dann 1970 mit dem Prototyp eines sogenannten 4-Tor-Zirkulators ausgerüstet, der bis heute in Betrieb ist. Auch DORIS und PETRA – ursprünglich ohne Zirkulatoren geplant, wurden auf Herrn Musfeldts betreiben mit Zirkulatoren ausgerüstet. Der positive Effekt auf Strahlstabilität und Betriebssicherheit war überzeugend. Aufgrund seiner engen Kontakte zum CERN wurde bei den HF-Systemen von LEP von vornherein Zirkulatoren eingesetzt.
Zeitgleich zum Bau der HF_Anlagen für den HERA-Elektronenring arbeitete Herr Musfeldt gemeinsam mit der Firma VALVO an einem Klystronverbesserungsprogramm mit dem Ziel die Ausgangsleistung, die Effizienz, und die Austauschbarkeit der Klystrons zu verbessern.
Neben breitangelegten technischen Kenntnissen waren vor allem auch Herrn Musfeldts organisatorische Talente und seine Befähigung zur Führung von Mitarbeitern beispielhaft.
1992 ist Herr Musfeldt aus dem aktiven Arbeitsleben bei DESY ausgeschieden und in den verdienten Ruhestand gegangen. Er hatte sich noch bis zuletzt sehr für DESY und insbesondere die Arbeit seiner ehemaligen Gruppe (jetzt MHFe) interessiert und hielt sich per Internet auf dem Laufenden.
Wir alle bedauern seinen Tod.
Seinen ehemaligen Kollegen und Mitarbeitern wird Herr Musfeldt vor allem durch sein stattliches Erscheinungsbild, seinen Mutterwitz und seine direkte und unkomplizierte Art, in guter Erinnerung bleiben.
Wir trauern mit seiner Familie und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.